Wittur Tools
October 20th, 2014

Die Welt der Aufzugsnormen

Interview to Wolfgang Adldinger, Wittur Corporate Director for Lift Norms by Christian Obenhaupt.
Wolfgang Adldinger is the Corporate Director for Lift Norms and his time at Wittur reaches back over 20 years.
Norms describe and ensure a certain level of safety and quality standards that companies (our customers and suppliers like us) have legally to fulfill in order to bring their products onto a market. Norms can be considered as a strategic management tool because they can enable or restrict access to different markets, reduce costs, eliminate waste and improve efficiency.

Ein Interview mit Wolfgang Adldinger, Corporate Director for Lift Norms und seit über 20 Jahren für Wittur tätig.

Von Christian Obenhaupt

Für Anfänger – Warum sind Normen für uns so wichtig und wofür benötigen wir diese?

Normen sorgen für einen gewissen Standard an Sicherheit und Qualität, welcher durch uns und unsere Kunden erfüllt werden muss, um Produkte im Markt zu etablieren. Sie bestimmen ob ein Produkt in einem jeweiligen Markt zugelassen werden darf oder nicht, haben großen Einfluss auf Effizienz, Kosten- sowie Abfallreduzierung und können daher auch als strategisches Management Tool angesehen werden.

Wer schafft all diese Normen für die Welt der Aufzüge?

Dafür gibt es Institutionen auf nationaler sowie internationaler Ebene. Für 33 Länder in Europa ist es das EU Komitee für Standardisierungen (CEN), eines der weltweit einflussreichsten Gremien wenn es um Aufzüge geht. Andere Gremien sind zum Beispiel das PALEA für den Asien-Pazifik-Raum oder das NEII für Nord Amerika, jedoch ist das CEN oftmals die treibende Kraft. Momentan gibt es 45 Normen (37 aktiv und 8 in der Entstehung). Entworfen werden sie jeweils durch das Technische Komitee (TC10) des CEN, eine Delegation der vier multinationalen Aufzugsunternehmen. Wittur ist das einzige Mitglied von Seiten der Komponentenhersteller und wird von mir, als Gesandter des Europäischen Aufzugverbands, vertreten.

Vielen ist die neue EN 81-20/50 mittlerweile ein Begriff. Was ist so besonders daran und wie gut ist Wittur für die Einführung vorbereitet?

Die Änderungen, die die EN 81-20/50 mit sich bringt, sind die weltweit drastischsten der letzten 30 Jahre. Ihr Ziel ist es, ein neues Fundament für einen globalen Sicherheitsstandard zu schaffen. Viele Experten aus den verschiedensten Ländern waren an der Entstehung und Definition der Norm beteiligt, darunter fallen die USA, Indien, China, Südkorea, Hong-Kong, Thailand und natürlich die EU. Dies hat zur Folge, dass die Neuerungen in vielen Ländern eins zu eins übernommen werden und gelten. Die radikalsten Veränderungen betreffen sowohl die Sicherheit als auch die technischen Anforderungen vieler Produkte. Ebenso sind die Baumusterprüfungen und Testmethoden sehr stark verschärft wurden. Mit der festen Mitgliedschaft von Wittur im TC10 ergeben sich große Potentiale. Die neuen Anforderungen sind zum Teil sehr schwer zu realisieren und viele kleine und mittlere Unternehmen könnten anfangs Schwierigkeiten bei der Erfüllung der neuen Standards haben. Hier kann Wittur mit seinen Kompetenzen aushelfen und diesen Unternehmen zur Seite stehen, um sie nach vorne zu bringen. Seit dem Beginn der Entstehung der EN 81-20/50 hat Wittur an der Implementierung der Anforderungen an seine Produkte und Lösungen gearbeitet. China wird eines der ersten Länder sein, welches die Norm eins zu eins einführt, andere werden schnell folgen. Aus diesem Grund arbeitet unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung sehr hart, um unser Produktportfolio rechtzeitig startbereit zu haben. Auf der kommenden Interlift 2015 in Augsburg werden wir die Gelegenheit nutzen können, unsere EN 81-20/50-konformen Produkte vorzustellen und im Markt ein Zeichen zu setzen, dass wir ganz vorne mitspielen.

Sind in der nahen Zukunft weitere solcher richtungsweisenden Trends zu erwarten?

Nicht in diesem Ausmaß. Normalerweise werden Normen auf nationaler Ebene aller fünf Jahre, auf internationaler Ebene aller zehn Jahre verändert oder erneuert. Die bestehenden Normen werden dann typischerweise durch Zusätze ergänzt und pro Norm sind maximal 3 dieser Zusätze erlaubt. Danach muss die Norm komplett neu definiert werden, was für die EN 81-20/50 der Fall war. Daher brauchen wir für die nächsten 10-15 Jahre keine tiefgreifenden Änderungen erwarten. Nicht zuletzt aus diesem Grund sollten wir die jetzige Gelegenheit nutzen, um einen großen Vorteil zu erlagen.

Letzte Frage: Wie kamen Sie zu Ihrer Expertenrolle in diesem Gebiet?

In meinem beruflichen Werdegang war ich seit Beginn in Sachen Sicherheit und qualitätsrelevanter Prozesse involviert. Normen und Richtlinien spielten dabei immer schon eine obligatorische Rolle. Über die Jahre hinweg habe ich mir sehr viel Wissen angeeignet und mir eine gewisse Anerkennung als Experte im Aufzugsmarkt erarbeitet. Im Jahre 2004 bin ich dem TC10 als erster und bisher einziger Vertreter der Komponentenhersteller beigetreten. Aber auch wenn ich viel Zeit in der Welt der Normen verbringe, heißt das nicht, dass ich auch ein normales Leben habe. Meine große Leidenschaft gilt dem Land Italien, seinen Leute und sein Essen und wann immer ich die Chance habe, zieht es mich dorthin, um etwas Abstand zu den Normen zu gewinnen.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.