By Miriam Zissler

In der Früh wird noch einmal durchgesaugt, werden die Stühle zurechtgerückt, Info-Material bereitgelegt. Dort wo bis spät in die Nacht geschraubt, gehämmert und gemalert wurde, trifft sich ab heute alles, was in der Aufzugsbranche Rang und Namen hat. Seit Jahrzehnten ist Augsburg Schauplatz der weltweit wichtigsten Aufzugsmesse und bricht jeweils Rekorde: 540 Unternehmenkommen in diesem Jahr zurInterlift, 512 waren es vor zwei Jahren. 70 Prozent der diesjährigen Aussteller kommen aus dem Ausland.

Fahrstuhl aus Carbon

Wolfgang Adldinger hat einen vergleichsweise kurzen Anfahrtsweg. Er ist Technischer Leiter bei Wittur aus Wiedenzhausen bei Odelzhausen im Landkreis Dachau. Im Stammhaus sind 100 Personen beschäftigt, weltweit sind es jedoch 3400 Mitarbeiter, die Komponenten für den Fahrstuhlbau herstellen. Adldinger streicht über eine neueste Errungenschaft, die sie auf der Messe vorstellen. Eine Fahrstuhl aus Carbonfasermaterialien. „Solch ein Fahrstuhl ist 70 Prozent leichter als die herkömmlichen aus Blech“, sagt er. Er verbraucht aufgrund seines geringeren Gewichts erheblich weniger Strom. Für Wittur ist die Interlift in Augsburg ein absoluter Pflichttermin. „Hier sind alle Aufzugbauer vor Ort“, sagt Adldinger. Die Firma ist nicht nur auf dem Messegelände präsent. Gemeinsam mit den Studenten der Hochschule Augsburg wird an Innovationen getüftelt.

Aufzug für die Wohnung

Und auch Karen Stech muss nicht weit fahren. Sie ist Inhaberin der Neusässer Unternehmensgruppe Dictator, die unter anderem „maßgeschneiderte“ Aufzüge anbieten. Neben Treppenliften seien immer öfter kleine Liftanlagen, sogenannte Home-Lifts, für Privathaushalte gefragt. „Mobilität bis ins hohe Alter und barrierefreies Wohnen wird großgeschrieben. Immer mehr Privatpersonen lassen nun auch ihre Häuser nachrüsten. Weil es keine öffentlichen Fahrstühle sind, sind sie auch nicht an spezielle Größen gebunden“, erklärt Karen Stech.

Gewaltige Dimension

Dass die Branche mit immer neuen Themen wieder großes Interesse bei Ausstellern und Besuchern weckt, freut auch Heiko Könicke, Geschäftsführer der AFAG Messen und Ausstellungen GmbH, welche die Messe ausrichtet. Könicke verschafft sich vor Ort selber ein Überblick über die Ausstellungsflächen. Ganze Aufzugsysteme wurden in den verschiedenen Hallen aufgebaut, manch eine Firma präsentiert sich an einem zweistöckigen Stand mit Café und Lounge-Bereich. Die Dimension dieser Messe ist gewaltig.

Stromverbrauch wie eine Kleinstadt

500 Sattelschlepper haben in der vergangenen Woche die Materalien für die Ausstattung der Stände herangefahren, 1000 Stromanschlüsse wurden verlegt. In den vier Tagen wird so viel Strom verbraucht, wie in einer Kleinstadt mit 12000 Einwohnern. Shuttlebusse werden die Besucher vom Flughafen in München und vom Augsburger Hauptbahnhof abholen.

Lob für neue Halle

AFAG-Projektleiter Joachim Kalsdorf ist zufrieden. „95 Prozent der Arbeit ist vor Beginn der Messe getan. In den kommenden Tagen führe ich mit den Firmen schon die Gespräche für die Interlift im Jahr 2017“, sagt er. Die Aussteller würden den Standort Augsburg schätzen, sagen die Organisatoren, der Neubau der Messehalle 4 hat das Fortbestehen der Interlift in Augsburg gesichert. Die Halle wird wohlwollend betrachtet. „Sie ist sehr schön geworden. Außerdem hat sie keine Säulen mehr “, betont Achim Hütter, Vorsitzender der VFA-Interlift, Verband für Aufzugstechnik.

Er freut sich dass die „Branchenfamilie“ wieder zusammenkommt. „Hier kennt jeder jeden und Augsburg hat für so eine Messe eine optimale Größe. Wer abends in eine Kneipe geht, kann sicher sein, auf Kollegen von der Messe zu treffen“, sagt er.

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